Das Tier und wir. Feierabendgespräch
Das Tier und wir
Gewisse Tiere gehören auf den Teller, andere auf den Schoss und die seltenen Exemplare in den Zoo. Auf den ersten Blick scheinen die Verhältnisse eindeutig. Doch sind sie es wirklich? Was macht ein Tier zum Tier, den Menschen zum Mensch, und wie steht es um das Verhältnis des Menschen zum Tier?
Im Feierabend-Gespräch machen sich Dr. Irina Wenk Brühlmann, Ethnologin, Daniel Geiger, ZHB Fachreferent für Ethnologie und Politikwissenschaft und Martin Brasser, ZHB Fachreferent für Philosophie zusammen mit dem Publikum auf die Suche nach einem neuen Umgang mit Tieren.
Im Gespräch erklärt Irina Wenk Brühlmann an spannenden Beispielen, was die aktuelle Ethnologie über den Platz des Tiers in nichtwestlichen Gesellschaften zu berichten hat und wie Forschung aussehen sollte, die Tiere nicht mehr als dinglichen Gegenstand, sondern als handelnde Subjekte mit eigenen Persönlichkeiten auffasst. Dabei kommen kritische Fragen nicht zu kurz: Geht die Ethnologie in ihrer Auffassung vom Tier zu weit, wenn sie Tiere vermenschlicht? Und was ist vom vermeintlichen Zwiegesprächen mit Tieren zu halten?
Fragen nach unserem komplizierten Verhältnis zu den Tieren treiben zurzeit auch die Sozialwissenschaften um. Unter dem Schlagwort der „Hinwendung zum Tier“ nimmt ein neues, interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsfeld Konturen an, das die tradierten Kategorien grundlegend überdenken will. Was macht ein Tier zum Tier und den Menschen zum Mensch und wie steht es um das Verhältnis des Menschen zum Tier? Wird unsere Wahrnehmung der meisten Tiere vor allem durch Vorurteile und Stereotype bestimmt? Wie arm ist das Schwein, wie schlau der Fuchs, und fürchtet sich der Angsthase wirklich?
Mit Enthusiasmus und methodischer Raffinesse machen sich inzwischen Wissenschafter/innen verschiedener Disziplinen daran, die Grenzen unseres Wissens über Tiere zu erweitern und scheinbare Gewissheiten zurechtzurücken. In diesem Kontext nimmt die Ethnologie, die das kulturelle und soziale Leben in Europa und ausserhalb Europas vergleichend erforscht, eine besondere Rolle ein. Zu denen, die vertieft über nicht-menschliche Zeitgenossen nachdenken, zählt auch der aktuelle Gast des Feierabendgesprächs: die Ethnologin Dr. Irina Wenk Brühlmann. Sie forscht und lehrt an der Universität Zürich zu Tier-Mensch-Beziehungen und beschäftigt sich derzeit intensiv mit dänisch-deutschen Pferden und Pferdezüchtern.